Im Zentrum für Verbandsführung (ZfV) arbeiten wir mit Non-Profit-Organisationen (NPOs) und Verbänden in der Schweiz und der DACH-Region zusammen, um ihre Missionen wirkungsvoller und nachhaltiger zu erfüllen. Dabei legen wir einen besonderen Fokus auf innovative Strategien, agile Organisationsentwicklung und digitale Transformation. Um dies erfolgreich umzusetzen, haben wir uns für Soziokratie 3.0 (S3) als Organisationsrahmen entschieden. In diesem Blogartikel möchte ich erläutern, warum diese Methode für uns so entscheidend ist. Es gibt drei zentrale Gründe.

1. Der Fokus auf unseren Purpose und die Bedürfnisse unserer Kunden

Das ZfV hat eine klare Mission: Wir befähigen Führungskräfte in NPOs, ihre Strukturen zu stärken, effiziente Prozesse zu etablieren und eine gemeinschaftliche Kultur zu fördern. Unser Ziel ist es, den langfristigen Erfolg dieser Organisationen zu sichern, damit sie ihre gesellschaftlichen und gemeinnützigen Ziele in einer sich schnell verändernden Welt erreichen können.

Soziokratie 3.0 unterstützt uns dabei, weil sie einen strukturellen Aufbau bietet, der unsere Kundinnen und Kunden in den Mittelpunkt stellt. Der „Peach-Ansatz“ (siehe Peach Organization) veranschaulicht dies gut: Die Peripherie – also die Teams, die direkt mit den Kunden interagieren – steht im ständigen Austausch mit dem Zentrum, das als unterstützende Einheit dient. Dadurch können wir sicherstellen, dass wir unseren Kunden die bestmöglichen Dienstleistungen bieten, indem wir sie befähigen, ihren Job optimal zu machen. Unser struktureller Fokus liegt also darauf, wie wir den Mehrwert für unsere Kunden maximieren können.

2. Spannungen als Treiber für Veränderung und Innovation

Einer der Kernaspekte von Soziokratie 3.0, der uns besonders anspricht, ist das Konzept, über Spannungen zu navigieren (Navigate via Tension). Spannungen werden nicht als negativ, sondern als wertvolle Energiequellen betrachtet, die eine Organisation voranbringen können. Jeder im Team ist dafür verantwortlich, Spannungen wahrzunehmen und einzubringen. Diese offene Herangehensweise auf Augenhöhe hilft uns, nicht nur interne Prozesse zu optimieren, sondern auch unsere Dienstleistungen kontinuierlich zu verbessern.

Dieses Mindset fördert die Entwicklung einer lernenden Organisation, in der Spannungen als Chance zur Verbesserung und nicht als Kritik verstanden werden. In einem kleinen Team wie unserem ist es besonders wertvoll, mit Offenheit und Aufrichtigkeit zusammenzuarbeiten. Wir spüren, dass die Spannungen nicht gegen uns gerichtet sind, sondern dazu dienen, unser Unternehmen gemeinsam voranzubringen.

3. Eine sinnstiftende Arbeitskultur für alle

Soziokratie 3.0 ermöglicht es uns, eine Arbeitskultur zu schaffen, die auf kollektiver Ebene sinnstiftende Arbeit für jedes Teammitglied erlaubt. Diese Kultur entsteht nicht von selbst, sondern erfordert die aktive Haltung und Beteiligung jedes Einzelnen. Daher ist es zentral, dass die Zusammenarbeit im Team regelmässig thematisiert und reflektiert wird. Auch die Begleitung durch externe Expertinnen und Experten spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, schwierige Themen anzusprechen und zu bearbeiten.

Allein das Ansprechen von Spannungen reicht nicht aus – wir müssen lernen, dies in einer wertschätzenden und konstruktiven Weise zu tun. Soziokratie 3.0 schafft den Rahmen, in dem diese Reflexion und Weiterentwicklung möglich ist. Für mich persönlich war dies eine wichtige Erkenntnis, nachdem ich bereits in den 1990er Jahren in den Kampagnenteams von Greenpeace unausgesprochen nach ähnlichen Prinzipien gearbeitet habe. Durch Weiterbildungen in Themenzentrierter Interaktion (TZI) und dem Vier-Faktoren-Modell konnte ich meine Haltung und sozialen Kompetenzen weiterentwickeln, und mit Soziokratie 3.0 fand ich schliesslich ein Modell, das vieles zusammenführt.

Ein Dank an die Initianten von Soziokratie 3.0

An dieser Stelle möchte ich James Priest, Bernhard Bockelbrink und Liliana David meinen herzlichen Dank aussprechen. Sie haben Soziokratie 3.0 entwickelt und stellen die Materialien als Open-Source-Ressource zur Verfügung. Dadurch ist S3 für viele Organisationen zugänglich und ermöglicht es uns, diese Methode in unserem Arbeitsalltag zu leben. Ich bin stolz, Teil dieser Bewegung zu sein und freue mich, gemeinsam mit anderen diese Ideen in die Welt zu tragen, wie beispielsweise mit Daniel Bachmann von Internezzo oder Reto Kessler.

Soziokratie 3.0 ist für uns nicht nur ein Organisationsrahmen, sondern ein integraler Bestandteil unserer Mission, NPOs zu nachhaltigem Erfolg zu verhelfen. Die Kombination aus Kundenfokus, dem konstruktiven Umgang mit Spannungen und der sinnstiftenden Arbeitskultur macht diese Methode für uns so wertvoll.