Non-Profit-Organisationen (NPOs) stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Eine aktuelle, nicht repräsentative Umfrage des Zentrums für Verbandsführung (ZfV) zeigt, dass die Sicherung finanzieller Stabilität, die Weiterentwicklung von Dienstleistungen sowie die Gewinnung und Bindung von Mitgliedern zu den dringendsten Themen gehören. Doch wie können diese Herausforderungen am besten gemeistert werden?
Viele NPOs setzen oftmals auf bewährte Massnahmen für die Lösung ihrer Herausforderungen, beispielsweise mehr Ressourcen ins Fundraising investieren, klassische Kampagnen zur Mitgliedergewinnung lancieren, Kooperationen suchen und weitere. Diese Massnahmen sind zwar bewährt und oftmals kurzfristig erfolgreich, sie neigen jedoch dazu, das Dienstleistungsportfolio zu zementieren statt zu hinterfragen. Ein solches Vorgehen führt daher zu einem (zu) breiten, oft organisch gewachsenem Dienstleistungsspektrum, das immer schwerer zu finanzieren ist und den Mitgliedern oder anderen Anspruchsgruppen nicht (mehr) unbedingt den gewünschten Mehrwert bietet.
Hier kommt die Notwendigkeit einer klaren, weitsichtigen Strategie ins Spiel. Eine durchdachte strategische Ausrichtung, die veränderte Bedürfnisse und Möglichkeiten sowie gesellschaftliche Entwicklungen aufnimmt, hilft, den Fokus zu schärfen und Ressourcen gezielter und zukunftsgerichteter einzusetzen.
Mut zur Veränderung!
Eine klare Strategie erfordert in der Regel auch einen mutigen Vorstand, der bereit ist, schwierige Entscheidungen zu treffen – im Wissen, dass erst die Zukunft den (Nicht-)Erfolg zeigen wird und eine Fokussierung auch Unzufriedenheit oder Konflikte auslösen können. Solche Herausforderungen sollten mit Offenheit, einer grossen Portion Lernbereitschaft und einer klaren Kommunikation angegangen werden, um ein positives Momentum zu schaffen.
Führungskräfte und Vorstandsmitglieder müssen sich anhand sorgfältiger Analysen und dem Einbezug aller Betroffenen fragen, ob die Organisation mit ihren Aktivitäten aktuell das Beste für die Erreichung ihrer Ziele tut. Eine transparente und ehrliche Kommunikation macht diese Prozesse für alle Beteiligten nachvollziehbar und fördert eine gemeinsame Sichtweise.
Eine fokussierte Strategie löst zwar nicht alle Probleme, legt aber das Fundament für langfristigen Erfolg.
In Bezug auf die drei oben erwähnten, dringlichsten Themen aus der Umfrage, heisst das beispielsweise:
1. Finanzielle Stabilität und Nachhaltigkeit sichern
Es gibt zwei Ansätze, um finanzielle Stabilität zu sichern: Zum einen die Diversifizierung der Einnahmequellen, zum anderen die kritische Überprüfung und Optimierung interner Abläufe. Insbesondere bei letzteren spielen die Digitalisierung und Automatisierung eine zentrale Rolle. Sie helfen, Verwaltungsaufwand zu minimieren und Ressourcen effizienter dem eigentlichen Organisationszweck zuzuführen. Eine durchdachte (Digitalisierungs-)Strategie erleichtert es, administrative Prozesse schrittweise zu optimieren und gleichzeitig zusätzlichen Mehrwert für Mitarbeitende und Anspruchsgruppen zu schaffen oder zumindest Ressourcen freizumachen, die dann wiederum in die Entwicklung neuer Dienstleistungen fliessen können.
2. Dienstleistungen gezielter entwickeln und verbessern
Die Umfrage zeigte ebenfalls, dass die Verbesserung und Weiterentwicklung von Dienstleistungen ein zentrales Anliegen der NPOs ist. Eine sorgfältige Analyse des bestehenden Angebots und ein daraus Ableiten einer Strategie ermöglicht es, die Bedürfnisse der (eventuell neuen) Zielgruppen besser zu verstehen und innovative Lösungen zu entwickeln. Agile Methoden wie Design Thinking oder der Member Value Canvas des ZfV bieten hier eine hervorragende Grundlage, um flexibel auf Veränderungen zu reagieren und Dienstleistungen kontinuierlich zu verbessern.
3. Mitgliedergewinnung und -bindung optimieren
Die Gewinnung und Bindung von Mitgliedern, aber auch von Spender:innen und weiteren Anspruchsgruppen, bleibt eine der grössten Herausforderungen für NPOs. Eine klare Strategie kann helfen, personalisierte Kommunikationsstrategien zu entwickeln und so Mitglieder langfristig zu binden. Flexible Mitgliedschaftsmodelle und die Förderung von Mitgliedern als Botschafter der Organisation sind nur einige Massnahmen, die durch strategische Planung ermöglicht werden.
4. Professionalisierung der Führung und Organisation
Eine professionelle Führung ist entscheidend für den Erfolg einer NPO. Eine klare Strategie unterstützt Führungskräfte dabei, ihre Rolle effektiver auszufüllen, indem sie klare Leitlinien und Prioritäten setzt. Externe Beratungsdienstleistungen und Schulungsangebote, insbesondere in der Führung von Geschäftsstellen im Mandat, bieten hierbei wertvolle Unterstützung.
Fazit
Eine klare Strategie ist das Rückgrat jeder erfolgreichen NPO. Sie bietet nicht nur Orientierung und Zielsetzung, sondern ermöglicht es den Organisationen auch, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und ihre Wirkung zu maximieren. In einer Zeit, in der die Welt und damit die NPOs mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert sind, ist strategisches Denken unerlässlich, um langfristig erfolgreich zu sein.
Vertiefungsmöglichkeiten
Falls Sie tiefer in das Thema eintauchen möchten, bieten sich folgende Ressourcen und Massnahmen an:
- Analysen: Nutzen Sie die ZfV-SWOT-Umfrage inklusive Auswertung zur Überprüfung der strategischen Ausrichtung oder arbeiten Sie mit der ZfV-SWOT-Checkliste.
- Lesen: „Disruption durch KI: Warum Selbstorganisation der Schlüssel für NPOs ist” – Ein Problemaufriss von Peter Zängl und Gertrud P. Tuvok”
- Weiterbildung: Teilnahme an einem Zertifikatskurs für strategisches Nonprofit-Management, zum Beispiel am VMI, FHNW oder der Hochschule Luzern.
- Methoden: Implementierung agiler Methoden, wie Design Thinking, um Dienstleistungen schnell und flexibel weiterzuentwickeln, z.B. mit Hilfe von Tageskursen.
- Organisation: Aufbau eines diversen, internen Strategiekreis zur kontinuierlichen Weiterentwicklung der Organisation.
- Netzwerk: Teilnahme an Fachkonferenzen und Austausch mit anderen NPOs, zum Beispiel dem Netzwerkanlass der B’VM
- Lesen: Bertelsmann Stiftung (2013). Wirkungsorientiertes Steuerung in Nonprofit-Organisationen.